In Deutschland fehlen 700.000 Wohnungen – vor allem bezahlbare Wohnungen und Sozialwohnungen. Das ist das größte Wohnungsdefizit seit mehr als zwanzig Jahren.
Das Bündnis „Soziales Wohnen“ aus Mieterbund, Baugewerkschaft, Sozial- und Branchen-Verbänden der Bauwirtschaft hat vor einer „neuen und in ihrer Dimension beängstigenden Sozialwohnungsnot“ in diesem Jahr gewarnt. Das Bündnis bezieht sich mit dieser Aussage auf eine Wohnungsbau-Studie des Pestel-Instituts in Hannover und des Bauforschungsinstituts ARGE in Kiel. Die Studie hat für 2023 ein Rekord-Wohnungsdefizit von über 700.000 fehlenden Wohnungen ermittelt. Als Reaktion auf die Ergebnisse der Untersuchung fordert das Bündnis den Bund und die Länder zu einer gemeinsamen „Sozialwohnungsbau-Offensive“ auf. Der Staat müsse dringend ein Sondervermögen „Soziales Wohnen“ schaffen, fordern die Bündnispartner.
Das größte Wohnungsdefizit seit mehr als zwanzig Jahren beschäftigt auch das Forschungsinstitut bulwiengesa. Es schlägt vor, gefördertes Wohnen verstärkt als Investment zu verstehen. Investoren hätten jahrelang einen Bogen um gefördertes Wohnen gemacht, die Zinswende mache Investitionen in diesem Bereich jetzt wieder attraktiver.
Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ist eine der größten Herausforderungen des Jahrzehnts. Das Ziel der Bundesregierung, jährlich rund 400.000 Wohnungen neu zu bauen, davon 100.000 Sozialwohnungen, ist ambitioniert und wegen der veränderten Bedingungen beim Wohnungsbau wohl kaum zu erreichen. Die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften sind jedenfalls nicht in der Lage, das Ziel allein umsetzen. Privates Kapital in großem Umfang ist notwendig und kann einen wichtigen Beitrag zur Lösung des sozialen Problems leisten.
Konkret schlägt bulwiengesa vor: „Die gezielte Förderung von Bestandsobjekten, beispielsweise mit auslaufender Mietpreisbindung oder auch durch Nutzungsänderungen, kann einen wichtigen Beitrag zur Angebotsausweitung sozialer Mietwohnungen führen“. Der Wechsel von der Objekt- zur Subjektförderung sei eine weitere Möglichkeit, um Wohnen vor allem in den Großstädten wieder bezahlbar zu machen.
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